Erleichterung war das vorherrschende Gefühl, als Hizbullah-Anführer Hassan Nasrallah seine Rede am Sonntagabend beendete. Er ging sogar so weit, den von Wochen der Eskalation und psychologischer Kriegsführung entnervten Libanesen beruhigende Worte mit auf den Weg zu geben. „Diejenigen, die ihre Häuser verlassen haben, können nach Hause gehen“, sagte er. Das klang vor dem Hintergrund der fortdauernden täglichen Kämpfe zwar nicht nach dem Versprechen einer Rückkehr zur Normalität, wohl aber nach der Ankündigung, die militärische Konfrontation mit Israel solle wieder nach den üblichen Spielregeln ablaufen, an die sich viele Im Land schon gewöhnt hatten.
Diejenigen also, die nicht im Grenzgebiet lebten, sollten sich keine Sorgen mehr machen. Nasrallah sprach hier nicht als Vertreter einer Iran treu ergebenen und ideologisch fanatischen Organisation, sondern als libanesischer Politiker, der den hauseigenen Unmut im Blick behalten muss. Dass Heerscharen von Schiiten aus den südlichen Vorstädten von Beirut, einer Hizbullah-Bastion, in andere Gegenden zogen, hatte für zunehmenden Ärger in einer libanesischen Gesellschaft gesorgt, die noch tief gespalten ist entlang Bruchlinien der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. So mehrten sich zuletzt nicht nur unter Christen und Drusen Unmutsbekundungen über schiitischen Zuzug, sondern auch in der schiitischen Hizbullah-Klientel selbst.
Die Gelegenheit war günstig
Die Botschaft der Nasrallah-Rede war eindeutig: Die Hizbullah will keinen Krieg. Nasrallah erklärte den Vergeltungsschlag gegen Israel vom frühen Sonntagmorgen zu einem großen Erfolg. Er behauptete, die harte israelische Luftangriffswelle, die zumindest die Bevölkerung im Süden in Angst und Schrecken versetzt hatte, habe die Ausführung des geplanten Vergeltungsschlages nicht beeinträchtigt. Nasrallah erklärte sogar, die Hizbullah könne auf eine weitere Vergeltungsaktion verzichten, sollten die Ergebnisse zufriedenstellend sein. Will sagen: Sollte Israel durch sein Verhalten zeigen, dass es hinreichend abgeschreckt wurde, und sich fortan wieder an die ungeschriebenen Regeln halten.
Man konnte den Eindruck gewinnen, der Hizbullah-Anführer habe die Gunst der Stunde nutzen wollen, gesichtswahrend einen Schlag zu führen, oder zumindest einen solchen verkünden zu können, ohne eine unkontrollierte Eskalation in der Auseinandersetzung mit Israel zu riskieren. Die Gelegenheit war günstig: Denn auf der anderen Seite hatte die israelische Führung einen erfolgreichen und heftigen Präemptivschlag gefeiert. Und die Eindämmung der Konfrontation funktioniert immer am besten, wenn beide Seiten behaupten können, sie hätten gerade gewonnen.
„Dann nehmen sie einen Kuhstall unter Feuer“
Während die Waffenbrüder der Hamas und die Förderer aus Teheran der Hizbullah in großen Worten gratulierten, legten neutrale Beobachter den Finger in die Wunde. Die von Iran geführte „Achse des Widerstands“, deren wichtigster arabischer Teil die Hizbullah ist, sei gefangen in ihrer eigenen Strategie, hieß es am Montag in einer Analyse der Zeitung „L’Orient le Jour“. „Sie kann ihre Abschreckungsfähigkeit nicht wiederherstellen, ohne eine direkte Konfrontation mit Israel und den Vereinigten Staaten zu riskieren – etwas, das sie unbedingt vermeiden möchte.“ Und jenseits der Hizbullah-Anhängerschaft hielt sich die Bereitschaft in Grenzen, Nasrallahs Erfolgsmeldung, die Hizbullah habe eine wichtige Militärgeheimdienstbasis in der Nähe von Tel Aviv getroffen, wirklich Glauben zu schenken. Jedenfalls kursierten keine Bilder von einer solchen beschädigten Anlage. Wohl aber Aufnahmen von einer zerstörten Hühnerfarm.
And these ensured that relief was mixed with cheerful mockery. The day after Nasrallah’s speech, the internet was a treasure trove of biting humor in the form of memes that combined Hezbollah propaganda with chicken images; and they were spread not least via Arab and Lebanese accounts.
One showed the portrait of the Hezbollah military cadre Fuad Shukr, who was killed in Beirut on July 30th by an Israeli precision air strike and whose death was to be avenged. Next to it was a picture of the burning chicken farm, and the whole thing was commented on with the words: “Now we’re even.” Videos of Nasrallah speeches accompanied by the cackling of chickens and roosters crowing were circulating. Hezbollah martyr pictures were called “Abu Ei” and had chicken heads. In one picture, the Hezbollah lettering was removed to make way for a hen, above which the notorious Kalashnikov is raised high.
Even the continued danger of further escalation could not dampen the relaxed mood on Sunday evening. “Then they’ll open fire on a cowshed,” joked a Lebanese journalist.
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