Seit der Machtergreifung der Taliban vor drei Jahren ist es der internationalen Gemeinschaft nicht gelungen, die Islamisten von ihrer repressiven Politik gegenüber Frauen abzubringen. Im Gegenteil: Der Taliban-Führer in Kandahar verordnet immer neue Einschränkungen. Mädchen dürfen nur sechs Jahre zur Schule gehen; von vielen Berufen sind Frauen ausgeschlossen; in manchen Regionen dürfen sie ohne männliche Begleitung nicht einmal auf den Markt oder ins Krankenhaus gehen. Die konsequente Isolation des Regimes, wie sie vor allem von Deutschland propagiert wird, hat an dieser Entrechtung nichts geändert.
Es wird Zeit, die Prämissen der deutschen Afghanistanpolitik infrage zu stellen. Hilft es den Frauen wirklich, wenn humanitären Organisationen jeglicher Kontakt zu den Taliban-Behörden untersagt wird? Oder dient das womöglich eher dazu, Aktivistinnen im Exil zufriedenzustellen? Die diplomatische Isolation der Taliban wirkt zunehmend wie eine Weigerung, sich den moralischen Dilemmata zu stellen und den Realitäten nach einem verlorenen Krieg ins Auge zu sehen. Sie bewirkt vor allem, dass das Leid in Afghanistan in Vergessenheit gerät.
Berlin blockiert sich selbst
Auf Anordnung des Außenministeriums soll sich nun auch noch die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) aus dem Land zurückziehen. Die deutsche Botschaft in Kabul ist schon seit der Machtübernahme der islamischen Fundamentalisten geschlossen. Die Bundesregierung beraubt sich damit selbst ihrer Möglichkeiten, die Lage vor Ort einzuschätzen und sie, zumindest in begrenztem Maße, zu beeinflussen.
Sie vergibt auch die Möglichkeit, Frauen und Mädchen zumindest dort zu unterstützen, wo die Taliban es zulassen. Zum Beispiel durch den Bau von Grundschulen für Mädchen oder auch mit Maßnahmen zur Verbesserung des Schutzes vor Hochwasser oder Dürre, die nicht nur Männern, sondern auch Frauen zugutekommen.
Darüber hinaus hat Deutschland eigene Interessen, die es in Afghanistan geltend zu machen gälte. Straftäter zurückzuschicken ist nicht deshalb schwierig, weil die Abgeschobenen Gefahren ausgesetzt wären, sondern weil die Bundesregierung sich weigert, formell mit den Taliban zu verhandeln. Informelle Gespräche haben in anderen Angelegenheiten längst stattgefunden.
Die Taliban haben ihre Macht konsolidiert
Es kann auch nicht im deutschen Interesse sein, wenn sich die katastrophale humanitäre Lage weiter verschlechtert und daraufhin noch mehr Afghanen das Land verlassen. Mehr Aufmerksamkeit verlangt auch die Bekämpfung der afghanischen Sektion der Terrorgruppe „Islamischer Staat“, der es zunehmend gelingt, potentielle Attentäter in Europa zu rekrutieren.
Since taking Kabul three years ago, the Taliban have consolidated their power. There is no force other than the Islamic State that could pose a threat to those in power. The previous government, built up by the West, failed not only militarily. It has irrevocably discredited itself in the eyes of the Afghans with its widespread corruption and collusion with war criminals. It does not help to wish for the time when things were much better for women and ethnic minorities. In the long term, there is no way around the Taliban if we do not want to watch the country once again become impoverished and a haven for terrorist groups.
Other countries, including the United States, have recognized this and are working with the Taliban to combat terrorism and abandon drug production. In doing so, they are finding that there are forces within the ruling elite that favor Afghanistan’s return to the international community.
What will become of women’s rights?
This does not mean that the radical Islamists should be recognized as the legitimate government of Afghanistan or that they should be accommodated unconditionally. Only a structured process with clear guidelines will be able to show to what extent the extremists are willing and able to make concessions. It was therefore right that diplomats from numerous countries met with a Taliban delegation at a UN conference in Doha in early July. As expected, there was no progress in the talks. But it was the start of what will probably be a very long road.
Human rights activists have sharply criticized the meeting because Afghan women were not allowed to attend. They fear that women’s rights will be pushed aside in favor of other interests. Such fears are not unfounded. But the critics have failed to answer the question of how the situation of women is supposed to improve without talking to the Taliban.
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