Ist es nicht jedes Mal wieder ergreifend, wenn man verfolgen kann, wie ein Saulus zum Paulus wird? J. D. Vance, dessen Lebensweg selbst unseren abgebrühten Kanzler zu Tränen rührte, würde für seine Verwandlung glatt eine Erwähnung in der Bibel verdienen. Vor ein paar Jahren schwankte er noch, ob er Trump für „ein zynisches Arschloch“ oder für „Amerikas Hitler“ halten solle. Doch dann durchschaute er die Lügen der Medien und kroch Trump in den Arsch, wie dieser es unmissverständlich ausdrückte. Die innige Verbindung brachte Vance einen Platz im Senat ein. Im Herbst wird er vielleicht sogar noch mit dem Amt des Vizepräsidenten dafür belohnt, dass er vor anderen, die erst das überstandene Attentat in Ektase versetzte, auf das richtige Pferd gesetzt hatte.
Warum aber beschützte Gott nicht Kennedy?
Aber was heißt hier Pferd? Trump ist, wie es die inbrünstigen Glaubensbekenntnisse seiner Anhänger bezeugen, ein Held, ein Heiliger, eine Ikone, ein Liebling Gottes, der um Haaresbreite zu einem Märtyrer geworden wäre, wenn der Allmächtige ihn nicht noch brauchen würde, um God’s Own Country wieder groß zu machen. Denn es war ja, wie Trump schrieb, „Gott allein“, der dafür sorgte, dass die Kugel des Attentäters nur sein Ohr streifte, nachdem der Secret Service so jämmerlich versagt hatte. Der hatte sich auch schon im Falle Kennedys als nutzlos erwiesen. Wo aber war Gott damals in Dallas, wenn er doch jetzt an Trumps Seite eilte? Na ja, Kennedy ist Demokrat gewesen.
Doch auch Trump kam nicht gänzlich ungeschoren davon. Offenbar nutzte der Allmächtige die Gelegenheit, seinem Diener Donald eine Watschn zu geben, weil der sich in der Vergangenheit ja nur selten an die Gebote sechs und acht gehalten hat. Und bei einer göttlichen Ohrfeige spritzt natürlich schon das Blut. Trump meinte sogar, es sei viel gewesen, weil kein anderes Körperteil so blute wie ein Ohrwaschl.
Zunächst redete Trump noch wie Biden
Vorwürfe machte Trump dem Herrn aber nicht, er fühlte sich wohl eher geschmeichelt. Anfangs schien es so, als habe der frühere und möglicherweise künftige Präsident die Errettung aus der tödlichen Gefahr als wertschätzende Aufforderung zur Umkehr verstanden. Nach seinem Damaskuserlebnis in Butler, Pennsylvania, zerriss Trump zwar nicht seine Kleider, aber doch die Rede, mit der er Biden niedermachen wollte. Auf seiner Krönungsmesse redete Trump dann zunächst auch so moderat, leise und langsam, dass man meinte, dort spreche sein Widersacher.
Aber dann fiel es Trump wohl wie Schuppen von den Augen, dass der Allmächtige ihm kaum den Kopf um den entscheidenden Zentimeter verdreht hat, damit er die dumme und verbrecherische Politik der Demokraten übernimmt.
Auch Hitler dankte dem Allmächtigen
Und es wäre ja nicht das erste Mal gewesen, dass ein Anführer ein gescheitertes Attentat als Gottesurteil ansieht. Auch Hitler betrachtete die Tatsache, dass er den Anschlag vom 20. Juli überstand, wofür er noch in der Nacht seinem Schöpfer dankte, als „einen Fingerzeig der Vorsehung, dass ich mein Werk fortführen muss und daher fortführen werde.“ Sogar noch in seiner letzten Rundfunkansprache im Januar 1945 sah Hitler den Umstand, dass der Allmächtige ihn in der Wolfsschanze beschützt habe, als „Bekräftigung des mir erteilten Auftrages an“, das „Volk vor einem Schicksal zu retten, das es weder seiner Zahl noch gar seiner Bedeutung nach jemals verdient hat“.
Mehr Parallelen zwischen Trump und Hitler als der Glaube an den göttlichem Beistand bei der Erfüllung einer Mission sind freilich nicht zu erkennen, da lag der frühe Vance völlig falsch. Im Falle Hitlers kann man auch unmöglich glauben, dass Gott ihn beschützt haben soll. Da hatte doch wohl eher der Teufel seine Hand im Spiel. Nicht ohne Grund sagt ein bayrisches Sprichwort „Da Deife huift seine Leit“ (Der Teufel hilft seinen Leuten). Dem folgt freilich noch ein zweiter Satz: „Aba hoin duad er sie aa“ (Aber holen tut er sie auch).
Könnte es sein, dass Trump, als die Kugel ihm ums Ohr pfiff, Letzteres befürchtet hat? Auch das trifft wohl nicht zu. Gesorgt hat er sich in dem Moment nicht um seine Seele, sondern nur um seinen Schuh.
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