Für die amerikanische Notenbank Federal Reserve wird die Arbeit nach Einschätzung ihres Chefs Jerome Powell leichter. Der Arbeitsmarkt kühlt sich ab, bleibt aber mit einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent solide. Damit verblassen die Sorgen, dass die Löhne zu schnell steigen und damit die Inflation befeuern.
Die Inflation schwächt sich ebenfalls seit einigen Monaten ab, auch wenn sie die Zielmarke von 2 Prozent noch nicht ganz erreicht hat. Doch die Tendenz stimmt die amerikanischen Zentralbanker zuversichtlich. Somit ist alles bereit für eine Leitzinssenkung im September und ein bis zwei weitere bis zum Ende des Jahres.
Die Fed ruft noch keinen Sieg über die Inflation aus, weil diese immer noch bei 2,5 Prozent liegt. Auch weil die Notenbanker mit eigenen Inflationsprognosen vor grob einem Jahr ziemlich daneben lagen. Die Teuerung hatte sich als verblüffend hartnäckig erwiesen und erst zu Ende des ersten Halbjahres nachgelassen.
Problem des Zögerns nicht ökonomisch, sondern politisch
Die vorsichtige Haltung kann sich die Federal Reserve auch deshalb leisten, weil die hohen Leitzinsen die Wirtschaft nicht stark schwächen, wenn man von einigen heiklen Sektoren wie der Immobilienbranche absieht.
Das Problem des Zögerns ist kein ökonomisches, sondern ein politisches. Die nächste Fed-Sitzung findet am 17. und 18. September und damit in der heißen Wahlkampfphase statt. Die kaum verklausulierte Absicht, die Leitzinsen dann zu senken, dürfte von Donald Trump als Wahlkampfhilfe für die Demokraten gewertet werden.
Powell stellt regelmäßig klar, dass er und seine Kollegen sich bei ihren geldpolitischen Entscheidungen allein von ökonomischen Daten leiten lassen und nicht von politischen Sympathien. Das ist glaubwürdig und lobenswert. Allerdings hat die Federal Reserve die Tradition entwickelt, in den Fed-Sitzungen kurz vor den Präsidentschaftswahlen die Hände still zu halten, wenn die Umstände es erlaubten. Die pragmatische Politik erlaubte der Notenbank zumindest zeitweise, von politischen Kämpfen verschont zu bleiben. Mit einer Zinswende im September wird das schwerer.
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