Es ist ein Flugunfall, wie er nur sehr schwer erklärbar ist. Am Freitag wollte der Pilot eines historischen Doppeldeckers vom Typ Boeing Stearman E75 Kaydet von Aachen nach Speyer in Rheinland-Pfalz fliegen. An Bord des 1949 gebauten zweisitzigen Flugzeugs mit offenem Cockpit waren der mutmaßliche Pilot und eine Passagierin. Der Oldtimer darf nur im Sichtflug und nicht im Instrumentenflug wie etwa moderne Propeller-Reiseflugzeuge oder Verkehrsflugzeuge geflogen werden. Das bedeutet, dass der Pilot immer eine Mindestsicht nach vorn, die sogenannte Flugsicht, haben muss.
Zudem sollte der Pilot bei einem derartigen Flug nach Sichtflugregeln beim Start und spätestens am Zielort den Boden sehen können, das nennt sich im Fachjargon Erdsicht. Piloten im Sichtflug dürfen nicht durch Wolken fliegen und auch keinesfalls im Nebel. Jeder Pilot ist zudem verpflichtet, vor einem Streckenflug außerhalb des Flugplatzbereichs eine Wetterberatung entweder elektronisch oder per Telefon für die geplante Strecke einzuholen. Entwickelt sich das Wetter während des Flugs dennoch schlechter als angenommen, heißt es, entweder umzukehren oder auf dem nächsten geeigneten Flugplatz zu landen und eine Wetterbesserung abzuwarten.
Einsatz mit Rettungshubschrauber nicht möglich
Warum der mutmaßliche Pilot trotz anscheinend schlechter werdender Sichtbedingungen dennoch an seinem Vorhaben festhielt, weiterzufliegen und möglicherweise den Zielflugplatz Speyer zu erreichen, werden nun die Ermittler der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig versuchen aufzuklären.
Die Boeing Stearman prallte bei Sichtweiten von unter 100 Metern wohl im Nebel gegen den Flügel eines Windrads bei Nettersheim im nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen und stürzte auf eine Wiese ab. Die vermutlich vorne im Cockpit sitzende Passagierin kam ums Leben, der mutmaßlich hinter ihr sitzende Pilot überlebte schwer verletzt und wurde in eine Klinik gebracht. Ein Rettungshubschrauber konnte wegen des Nebels nicht eingesetzt werden.
Die betagte Boeing Stearman wurde über Jahrzehnte hinweg in den Vereinigten Staaten als Schulflugzeug eingesetzt und hat im vorderen und hinteren Cockpit einen Steuerknüppel, weshalb sie von beiden Positionen aus bedient werden kann. Moderne Windräder haben eine Blitzlichtfunktion, die sie weithin sichtbar macht.
Zudem gibt es GPS-basierte Kollisionswarngeräte für Kleinflugzeuge, die auch Windräder in ihrer Navigationsdatenbank hinterlegt haben und diese optisch auf dem Navigationsdisplay im Flug anzeigen. Ob die Crew so ein Hilfsmittel an Bord hatte und warum sie so tief flog, ist unklar. Der in den Vereinigten Staaten registrierte Doppeldecker war erst am Mittwoch aus England nach Deutschland eingeflogen.
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