Börsengehandelte Indexfonds sind bei vielen Sparern, die früher vom Kapitalmarkt eher die Finger gelassen hätten, ähnlich beliebt wie bei jungen Bankkunden. Die Kosten sind niedrig, die Produkte einfach, die Risikostreuung ist größer als bei Einzelaktien. Allerdings: Zu den „Exchange Traded Funds“ (ETF) gehört zwangsläufig ein Depot. Ausdrucken und in den Tresor legen kann man diese Art der Wertpapiere nicht. Die Zahl der Anbieter für solche Wertpapieraufbewahrungsmöglichkeiten ist groß. Die Meinungen, welcher der beste sei, gehen weit auseinander.
Je nach persönlichen Bedürfnissen und Umfang der eigenen Handelstätigkeit kann man sicherlich Kosten, Service und Leistungsumfang auch unterschiedlich gewichten. Das Verbraucherportal Biallo hat jetzt in einem Test, der der F.A.Z. vorab vorliegt, zumindest 20 Online-Depots genauer unter die Lupe genommen und sie nach standardisierten Kriterien hinsichtlich der Kosten und Leistungen verglichen – ohne allerdings einen Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Letztgültigkeit zu erheben.
Umfangreicher Kriterienkatalog
Immerhin 30 Kriterien sind in die Bewertung eingeflossen, von den Kosten und der Produktauswahl über Kundenservice und Kundenzufriedenheit bis hin zur Anzahl der Handelsplätze, die Anlegern zur Verfügung stehen. Es wurde getestet: Wie gut kann man den Anbieter per Telefon oder E-Mail erreichen, wenn es mal klemmt? Und es spielten auch Fragen eine Rolle wie: Darf man über das Depot auch Kryptowährungen handeln? Es wurde hingeschaut: Muss man bei dem Anbieter auch sein Girokonto haben, um ein Depot zu eröffnen? Oder gibt es Zinsen auf dem Verrechnungskonto? Wenn es noch Filialen des Online-Depot-Anbieters gibt, in die ein Kunde notfalls auch mal hingehen kann, wurde das im Test positiv für den Anbieter berücksichtigt.
Die Ergebnisse wurden für die einzelnen Kategorien in einem Punktesystem von eins (schlecht) bis fünf (sehr gut) bewertet: Daraus wiederum wurde eine Gesamtpunktzahl und ein Ranking der Anbieter abgeleitet. Am Schluss wurde besonders darauf geschaut, wie herkömmliche Banken und wie Neobroker in diesem Test abschneiden.
Die Ergebnisse: Zwei Anbieter landeten gemeinsam auf dem ersten Platz. Das waren Smartbroker plus und Traders Place mit jeweils 4,46 Punkten. Was sind das für Anbieter? Smartbroker plus wird von dem Unternehmen Smartbroker AG in Berlin betrieben, das im Dezember 2019 in den Markt eingetreten ist und sich selbst als den „mit Abstand größten verlagsunabhängigen Finanzportalbetreiber im deutschsprachigen Raum“ bezeichnet. Seine Stärken beschreibt das Unternehmen als Kombination des umfangreichen Produktspektrums der klassischen Broker mit den vergleichsweise günstigen Konditionen der Neobroker. Gründer und Vorstandschef ist André Kolbinger.
Der andere Erstplatzierte, Traders Place, ist ein Neobroker aus Freilassing bei München. Vorstandschef ist Ernst Huber, immerhin der frühere Vorstandssprecher der DAB Bank. Das Unternehmen wirbt: „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, von Beginn an eine der besten Lösungen am deutschen Online-Broker-Markt anzubieten und in diesem Geschäftsfeld neue Standards zu definieren – unsere Kunden wollen wir mit einem einzigartigen Preis-Leistungs-Verhältnis begeistern.“
Im Test von Biallo schneiden die beiden Erstplatzierten vor allem in der Kategorie „Kosten“ gut ab. In dem Test werden die Banken und Broker unter anderem daran gemessen, was die Depotführung kostet, wie teuer ein monatlicher ETF-Sparplan in Höhe von 100 Euro ist und welche Gebühren für eine 1000-Euro-Aktienorder anfallen. „Die Depotführung ist dabei bei allen Top-Ten-Anbietern unentgeltlich“, schreiben die Test-Autoren. Bei einigen der verglichenen Online-Depots sei die Gebührenfreiheit allerdings an Voraussetzungen geknüpft: So verlange beispielsweise der „Geno Broker“ der Genossenschaftsbanken dafür mindestens eine Order je Quartal. Ähnliches gelte für den S-Broker der Sparkassen oder die Commerzbank. Unterschiede gibt es im Vergleich häufig unter anderem bei den Kosten für Einmalorders und ETF-Sparpläne.
Flatex, ein Onlinebroker aus Kulmbach, der lange viele Rankings günstiger Depotanbieter anführte, landet in diesem Vergleich immerhin unter den ersten zehn, auf Platz sieben. Für die Kosten und den Service bekommt das Unternehmen starke 4,1 Punkte, etwas schlechter schneidet es hinsichtlich des Produktangebots mit 3,7 Punkten ab. Einen Platz vor ihm liegt Trade Republic, der Neobroker, der derzeit in aller Munde ist. Für die Kosten bekommt er stolze 4,7 Punkte, nur einen Zehntelpunkt weniger als die Erstplatzierten. Bei Produkten (3,5) und Service (3,6 Punkte) war Trade Republic offenbar schlechter als Flatex. In einer Sonderauswertung zum Angebot unentgeltlicher ETF-Sparpläne dagegen liegt Trade Republic auf dem ersten Platz.
„Kosten entstehen bei den betrachteten Online-Depots in erster Linie beim Kauf und Verkauf der Wertpapiere“, schreiben die Autoren: „Und da sind die Neobroker besonders günstig – deshalb liegen sie beim Kostenvergleich auch ganz vorne.“ Die meisten Neobroker böten die Ausführung eines ETF-Sparplans in Höhe von 100 Euro gebührenfrei, also ohne Orderentgelt an. Bei manchen Brokern gebe es aber nur eine bestimmte Zahl an Aktions-ETF, die man unentgeltlich besparen könne. Solche Angebote könnten sich jedoch auch wieder ändern. Berücksichtigt worden seien im Test daher die regulären Orderkosten für ETF-Sparpläne. Was dabei auffalle: Die Testsieger Traders Place und Smartbroker plus verlangten für reguläre ETF-Sparpläne eine Gebühr, auch wenn die nicht hoch sei. Wer daher bestimmte ETF ganz gebührenfrei besparen wolle und das mit eher kleinen monatlichen Summen, sei bei anderen Anbietern unter Umständen besser aufgehoben.
Schwerpunkt im Test bei Kosten
Einmalige Wertpapierkäufe seien bei den untersuchten Unternehmen deutlich seltener gebührenfrei als Sparpläne. Nur drei der besten zehn Anbieter böten den Einmalkauf einer Standard-Aktie in Höhe von 1000 Euro zum Nulltarif an. Sonst gebe es eine Einheitsgebühr, die im besten Fall bei etwa einem Euro liege. Andere Anbieter, wie die ING, verlangten für den Einmalkauf eine Grundgebühr zuzüglich einer prozentualen Pauschale abhängig vom Ordervolumen. Bei manchen Depots werde außerdem eine Mindestgebühr beim Kauf fällig. Das sei etwa bei Santander der Fall. Die höchsten Gebühren für den 1000-Euro-Aktienkauf lägen i
m Test um die zehn Euro.
In dem Test wird den Autoren zufolge der Kundenservice mit zehn Prozent gewichtet: Den Löwenanteil bei der Gewichtung machten jedoch die Kosten sowie die Anzahl und Verfügbarkeit der Produkte aus, die Anleger bei einem Anbieter handeln könnten. Sie stünden zusammen für 80 Prozent der Bewertung. Über alle Kriterien hinweg unterschieden sich die Anbieter dabei deutlich.
Die Spanne der Gesamtpunktzahl reiche von 3 bis knapp 4,5 Punkte. Anbieter mit mehr als vier Punkten stufe Biallo als „empfehlenswert“ ein. Anbieter, die 3,5 bis knapp vier Punkte hätten, erhielten die Bewertung „gut“, heißt es im Test: „In jedem Fall lohnt es sich, bei der Auswahl genau hinzuschauen.“
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