Gibt es eigentlich Aktien in Deutschland, die von einem starken Abschneiden der AfD profitieren? Nach einem solch dramatischen Wahlergebnis in Sachsen und Thüringen, das auch im Ausland für Aufmerksamkeit sorgte, kann man ja mal einen Blick auf die Börse werfen. Der deutsche Aktienindex Dax hat am Montagmorgen nach der Wahl zunächst leicht nachgegeben, im Wochenverlauf stand ein Minus von 2,5 Prozent zu Buche.
Börsianer meinen, darin wenig Nach-Wahl-Baisse auszumachen: Deutsche Landtagswahlergebnisse hätten gemeinhin kaum Einfluss auf die Aktienkurse, berichtet Fondsmanager Christian Kahler. Und wenn, dann gelte die Regel, dass politische Börsen „kurze Beine“ hätten. Dass die Wahlergebnisse in den Bundesländern den deutschen Aktienmarkt ziemlich kalt gelassen hätten, habe wohl auch damit zu tun, dass sie in der Grundtendenz so erwartet worden seien, sagt Michael Heise, der Chefökonom von HQ Trust.
Aus seiner Sicht sei es eher erstaunlich, dass der deutsche Leitindex in der zu Ende gehende Woche zumindest deutlich weniger verloren habe als die Indizes vieler andere Börsen auf der Welt: „Angesichts der erhitzten Debatte über die Folgen der Wahlen für die zukünftige Landes- und Bundespolitik mag das überraschen – es zeigt wieder einmal, dass politische Debatten an den Börsen mit mehr Gelassenheit gesehen werden.“
Gold wird oftmals mit den Rechten verbunden
Gold könnte vielleicht zu dem Kreis der Verdächtigen gehören, die von einem starken Abschneiden rechter Gruppierungen profitieren könnten. Schließlich gibt es diverse Vertreter rechtspopulistischer Positionen, die gern mal das Hohelied des Edelmetalls singen. Und auch die AfD selbst hatte sich zumindest zeitweise im Edelmetallhandel engagiert (Slogan: „AfD ist Gold wert“).
Aktuell notiert der Goldpreis zwar mit mehr als 2500 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) nicht weit von seinem historischen Höchststand entfernt. Allerdings war weder unmittelbar nach den Landtagswahlen ein Preisanstieg zu beobachten, noch trauen Goldfachleute den Landtagswahlen überhaupt ernsthaft Einfluss auf den Preis des global gehandelten Edelmetalls zu.
„Das hatte weder Auswirkungen auf die deutsche Goldnachfrage, noch auf den Goldpreis“, sagen die Fachleute des Edelmetallkonzerns Heraeus in Hanau. Und Reinhard Pfingsten, Chefanlagestratege der Apobank, meint: „In der Tat ist der Kauf von Gold allein schon durch die Notenbanken volumentechnisch deutlich mehr als das, was Privatanleger aus politischen Sorgen oder Erwägungen kaufen würden.“
Erfahrungen aus Frankreich und Amerika
Immerhin gibt es aus Frankreich die Erfahrung, dass zumindest die Unsicherheit, die ein Erstarken der Rechten mit sich bringen kann, die Finanzmärkte zu verschrecken vermag. Und in den Vereinigten Staaten ließ sich immer mal wieder beobachten, dass die durch Umfragen ermittelten Wahlchancen Donald Trumps – den man trotz allem aber natürlich nicht mit der AfD vergleichen kann – bestimmten Aktien nützen und anderen tendenziell eher schaden können.
Die Analysten der Bank J. Safra Sarasin in der Schweiz haben am Freitag zumindest mal darüber diskutiert, welche Aktien von der AfD profitieren könnten. „Wenn man sich die Politikvorschläge der AfD anschaut, fällt auf, dass sie eher gegen als für etwas sind“, wird aus der Runde berichtet: „Spezielle Sektoren, die sie aktiv fördern würden, sind daher schwer zu benennen.“
Vermutlich würden sie aber die Förderungen für erneuerbare Energien zurückfahren, so dass beispielsweise Windkraftbetreiber leiden könnten. Klar sei die Positionierung der AfD in Bezug auf die Ukraine und Russland: „Es wäre daher zu vermuten, dass Rüstungskonzerne wie Rheinmetall eher leiden würden.“
Die Bank hält es für möglich, dass im Gegenzug Aktien wie die russische Gazprom profitieren könnten, vielleicht auch das eine oder andere energieintensive Unternehmen in Deutschland wie BASF. In Finanzkreisen wurde allerdings hervorgehoben, dass allein eine stärkere Vertretung der Partei in zwei Landesparlamenten keinerlei Auswirkungen auf irgendwelche Aktien habe.
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