Die Amazon-Tochter Audible, die weltweit den Markt für Hörbücher und Podcasts anführt, testet die Nutzung von KI-generierten Stimmen für ihre Hörbücher. Für das Testprogramm lädt Audible ausgewählte Sprecher in den USA ein, Reproduktionen ihrer eigenen Stimmen mithilfe von KI zu erstellen. Die so erzeugten KI-Stimmen sollen anschließend noch unvertonte Hörbücher generieren.
Audible plant auf diese Weise, seinen Katalog deutlich zu erweitern. Das Unternehmen betont zugleich, dass sowohl die Sprecher als auch die Autoren die volle Kontrolle darüber behalten sollen, bei welchen Projekten ihre KI-Stimmen eingesetzt werden. Außerdem sollen alle fertigen Hörbücher abschließend darauf geprüft werden, dass keine Falschaussagen oder technischen Fehler enthalten sind.
Potenzial für Missbrauch von Stimmen
Die Einführung von KI-Stimmen in der Hörbuchproduktion könnte weitreichende Konsequenzen für die Branche haben. Audible ist nicht das einzige Unternehmen, das in diesem Bereich experimentiert. Auch Start-ups wie Rebind arbeiten daran, Stimmen von Autoren zu klonen, sodass diese ihre Bücher in virtueller Form selbst „einlesen“ können. Diese Entwicklungen werden nicht nur von Sprechern kritisch gesehen, deren finanzielle Grundlage durch die KI-Stimmen infrage gestellt wird. Auch Hörer zweifeln, dass KI-Stimmen den gleichen emotionalen Tiefgang erreichen können wie ihre menschlichen Pendants.
Audibles Vorstoß ist Teil einer breiten Entwicklung, durch die Künstliche Intelligenz immer stärker in kreative und künstlerische Prozesse integriert wird. Aus unternehmerischer Sicht folgt das oft dem Ziel, Kosten zu senken und Effizienz in der Produktion zu steigern. Doch die technische Neuerung birgt auch Missbrauchspotential, etwa für politische Zwecke. Bereits 2022 führte Amazon für seinen Kindle-Direktverlag ein Programm ein, bei dem KI-generierte Audiospuren für E-Books zum Einsatz kommen. Das Hörbuchprogramm ist zwar bislang auf eine kleine Gruppe beschränkt, doch weist die Testphase darauf hin, dass künftig Autoren und Erzähler weltweit Zugang zu der Technologie erhalten.
Schon jetzt stellt Künstliche Intelligenz die Medienproduktion zunehmend vor Herausforderungen. Wie die Möglichkeiten der generativen KI dazu führen, dass Bilder ständig auf ihre Echtheit hinterfragt werden müssen, stellt sich diese Frage auch für Stimmen. Schon jetzt gibt es vielfach Audiospuren zu politischen oder pornografischen Videos, Podcasts und Werbestimmen, die nicht mehr von einem Menschen stammen – aber längst nicht immer als KI-Stimme ausgewiesen oder erkennbar sind.
Neben dem Diebstahl am Stimmeigentum werfen Stimmklone damit auch politische Fragen auf, ebenso wie Fragen nach dem Wert der menschlichen Stimme selbst. Die Frage, wie sich die Hörbuchlandschaft durch den Einsatz von KI verändern wird, ist aktuell kaum absehbar. Sicher ist, dass Audible mit seinem Test einen klaren Schritt in Richtung einer KI-dominierten Zukunft der Hörbuchbranche macht. Die Reaktionen der Nutzer und Produzenten werden zeigen, ob sich diese Technologie langfristig durchsetzt oder ob menschliche Stimmen weiterhin den Ton angeben.
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