Es herrscht Aufregung im Palast in Luxemburg, als der Kommunikationsabteilung gewahr wird, dass man das Staatsoberhaupt seit Jahren falsch bezeichnet hat. „Sie sind die erste Person, der das auffällt“, teilt der Palast der F.A.Z. mit und zitiert den emeritierten Archivar des Palasts, Pierre Even, mit den Worten: „Unsere Website muss tatsächlich und unbedingt korrigiert werden!“
Der Unterschied zwischen genanntem und tatsächlichem Adelstitel war im Zuge einer F.A.Z-Recherche über die Doktorarbeit von Prinzessin Claire aufgefallen, der Schwiegertochter des Großherzogs. Seit Jahren wird Großherzog Henri von Luxemburg auf monarchie.lu als „Prinz von Nassau“ bezeichnet, in der luxemburgischen Version „Prënz vun Nassau“ – obwohl er seit seiner Amtsübernahme im Jahr 2000 „Herzog von Nassau“ ist.
So steht es in den Artikeln 56 und 132 der luxemburgischen Verfassung („Duc de Nassau“); so schreibt es auch das Auswärtige Amt auf einer offiziellen Seite zu Luxemburg. Das Goldene Buch der Stadt Wiesbaden hatte der Großherzog als „Herzog von Nassau“ unterzeichnet. Der Palast kündigte nun an, den Fehler auf der Website schnellstmöglich zu korrigieren.
Die Familie stammt aus Deutschland
Mit dem Adelstitel Nassau ist tatsächlich die deutsche Region gemeint. Denn die Beziehungen zwischen dem Herzogtum Luxemburg und dem Großherzogtum Luxemburg waren eng. Im Jahr 1890 wurde Adolph, geboren in Biebrich am Rhein, der erste Großherzog von Luxemburg aus der Dynastie Luxemburg-Nassau. Im Jahr 1839 hatte er im Alter von 22 Jahren zunächst den Thron des Herzogtums Nassau übernommen. Dazu gehörten Städte wie Wiesbaden, Weilburg und Montabaur – also Teile der heutigen Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz. Immerhin 51 Jahre später wurde Adolph auch Herrscher von Luxemburg. Das Regieren indes überließ er dem Premierminister.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Seine Königliche Hoheit Großherzog Henri das Staatsoberhaupt des kleinen, aber überaus reichen Landes. Vor wenigen Tagen hat er angekündigt, mehrere Aufgaben auf seinen Sohn Erbgroßherzog Guillaume zu übertragen.
Der Machtwechsel ist damit nur noch eine Frage der Zeit und wird in den kommenden zwei Jahren erwartet. In Luxemburg ist der Großherzog sehr beliebt, seine als cholerisch beschriebene Frau allerdings weniger. Vor vier Jahren attestierte ein Prüfbericht den beiden chaotische Finanzen. So beliefen sich etwa die jährlichen Telefonkosten am Hof auf 550.000 bis 600.000 Euro – in Zeiten von Flatrates.
Erste Promovierte von Nassau
Im Volk sehr angesehen ist Prinz Félix, der die deutsche Kommunikationswissenschaftlerin Claire Lademacher geheiratet hat. Sie stammt aus dem baden-württembergischen Filderstadt und wuchs im Hochtaunuskreis auf. Dank ihrer in Rom verliehenen Doktorwürde, die sie im Jahr 2017 für eine Arbeit über Organspenden erhielt, ist sie das erste promovierte Mitglied der großherzoglichen Familie überhaupt.
Sie heißt inzwischen offiziell Claire Margareta de Nassau. Wie viele andere Mitglieder der jüngeren Familiengeneration lebt sie nicht in Luxemburg, sondern mit ihrem Mann und den Kindern dem Vernehmen nach in Frankreich.
Der Großherzog, der einzige seiner Art weltweit, engagiert sich gerne als Türöffner bei Wirtschaftsmissionen. Bedeutende politische Aufgaben hat er keine. Viele seiner Untertanen stehen ihm indifferent gegenüber. Sein Vater Jean von Nassau war noch ungleich beliebter. Als er 2019 starb, verfiel das Land in große Trauer. Auf der Website wird er korrekt als „Herzog von Nassau“ bezeichnet. Sein Sohn Henri wird nun auch so benannt werden, reichlich verspätet, kurz vor seiner Abdankung.
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