Die Barriereinseln vor der Westküste Floridas hat es besonders hart getroffen. Als die Behörden die Evakuierungswarnungen nach Hurrikan Milton am Donnerstagnachmittag wieder aufhoben, kehrten die Bewohner von Estero Island, Anna Maria Island und Sanibel zu gefluteten Häusern zurück. „Es bricht einem das Herz, immer wieder von Hurrikans heimgesucht zu werden“, sagte Christal Shola dem Sender NBC. Ihr Haus in Fort Myers Beach auf Estero Island litt schon vor zwei Jahren durch Hurrikan Ian. Die Reparaturen an dem Bungalow waren noch nicht abgeschlossen, als Milton die Insel traf. „Wir geben aber nicht auf. Die Leute hier sind einfach wunderbar. Jeder greift jedem unter die Arme“, sagte Shola.
Als Hurrikan der Kategorie drei hatte Milton Florida am Mittwochabend bei Siesta Key erreicht. Da sich der Wirbelsturm abgeschwächt hatte und das Festland südlich der dicht besiedelten Bucht von Tampa erreichte, blieb die befürchtete Katastrophe aus. Bis Freitag meldeten die Behörden dennoch mindestens 17 Todesopfer in acht Bezirken des Südstaats.
In St. Lucie an der Ostküste kamen mindestens sechs Menschen ums Leben, als Tornados über eine Wohnanlage für Senioren fegten. Bei Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 190 Kilometern pro Stunde wurde in Citrus County nördlich von Tampa ein Fahrer in seinem Wagen von einem Baum erschlagen. In Polk, einem Bezirk im Binnenland von Florida, geriet ein 68 Jahre alter Bauarbeiter bei dem Versuch, eine Straße von Geröll und Bäumen zu räumen, zwischen zwei Lastwagen.
Heftige Böen verhinderten einen Rettungseinsatz
In der Nacht zu Freitag versuchten die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Nationalgarde weiter, Menschen aus gefluteten Gebäuden zu befreien. Laut dem Nationalen Hurrikan-Center war die Region zwischen Siesta Key und Fort Myers Beach von bis zu drei Meter hohen Wellen getroffen worden. In Saint Petersburg registrierte der Wetterdienst mehr als 45 Zentimeter Regen innerhalb von 24 Stunden. Der Sheriff des Bezirks Pinellas meldete einen Einsatz in Clearwater, bei dem mehr als 500 Menschen bei Hochwasser aus einer Wohnanlage gerettet wurden. Trotz Dutzender Notrufe aus der Anlage The Standard mussten die Bewohner stundenlang auf Hilfe warten, weil heftige Böen einen Rettungseinsatz verhinderten. Viele kamen in Notunterkünften unter.
Per Hubschrauber hatte die Küstenwache zuvor einen Fischer aus dem Golf von Mexiko geborgen, der sich mehr als 40 Kilometer vor der Küste im Wasser stundenlang an eine Eisbox geklammert hatte. Der Mann soll am Mittwoch auf seinem Boot von Milton überrascht worden sein. Bevor das Boot sank, konnte er noch einen Notruf absetzen. „Der Fischer hat unter Bedingungen überlebt, die selbst für einen erfahrenen Seemann ein Albtraum sind“, sagte ein Sprecher der Küstenwache.
Etwa 700.000 Menschen wieder mit Strom versorgt
Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, bestätigte am Donnerstag einige Dutzend erfolgreiche Rettungseinsätze zu See und zu Land. Etwa 700.000 Menschen konnten in den Stunden nach Milton wieder mit Strom versorgt werden. Fast 3,4 Millionen Bewohner des Sunshine State mussten am Donnerstag aber weiter ohne Strom auskommen.
Wie der Gouverneur sagte, verzögerten sich die Arbeiten an Leitungen und Versorgungseinrichtungen, da viele Unternehmen in Florida noch mit Reparaturen der Schäden nach Hurrikan Helene beschäftigt seien. Der Wirbelsturm traf den Südosten der USA Ende September mit Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 220 Kilometern pro Stunde heimgesucht. Allein in Florida kappte der Sturm, durch den mindestens 230 Menschen ums Leben kamen, die Stromversorgung von Hunderttausenden Haushalten.
Der Minister für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten, Alejandro Mayorkas, teilte mit, die Regierung in Washington habe nach den beiden Hurrikans 10.000 Einsatzkräfte in den Südosten entsandt. Präsident Joe Biden kündigte am Donnerstag zudem an, in den Hurrikangebieten Dependancen der Bundesbehörde für Katastrophenschutz (FEMA) einzurichten, um die Bewohner direkt beim Wiederaufbau und dem Beantragen von Mitteln zu unterstützen. Geld für Lebensmittel, Medikamente und Babynahrung soll laut FEMA umgehend ausgezahlt werden.
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