Drei amerikanische Sportler haben bei den US Open für Furore gesorgt. Taylor Fritz schlug sich wacker gegen den Italiener Jannik Sinner, der am Ende in drei Sätzen obsiegte. Jessica Pegula unterlag erst im Finale des Grand-Slam-Turniers der wuchtigen Weißrussin Aryna Sabalenka. Und Emma Navarro schickte Amerikas Tennis-Hoffnungsträgerin Coco Gauff vorzeitig nach Hause.
Fritz, Pegula und Navarro haben nicht nur gemeinsam, dass sie erfolgreicher abschnitten als von Experten erwartetet. Die Nachfolger von Serena Williams, die mit vier Geschwistern und Eltern in einem Zwei-Zimmer-Bungalow im ärmlich-rauen Compton aufwuchs, sind außerdem alle Kinder von Milliardären oder Multimillionären.
Viel Geld in den Familien
Fritz ist ein Spross der May-Familie, die mit Warenhäusern in den USA groß geworden ist. 2005 wurde das Einzelhandelsimperium für 11 Milliarden Dollar an Federated Department Stores verkauft, die Häuser mit der Macy’s-Warenhauskette verschmolzen. Fritz’ Eltern waren beide Tennisprofis. Taylor Fritz wuchs im wohlhabende Viertel Rancho Santa Fe in San Diego auf, in einer Villa mit 650 Quadratmetern Wohnfläche und Tennisplatz im Garten. Vater und Onkel trainierten ihn, bis er ins Profilager wechselte.
Jessica Pegulas Vater ist Eigentümer des Footballteams Buffalo Bills, der Eishockey-Mannschaft Buffalo Sabres, und verfügt den einschlägigen Statistiken zufolge über ein Vermögen von sieben Milliarden Dollar, das er überwiegend in der Öl- und Gasindustrie während des Fracking-Booms erwarb. „Das Ärgerlichste ist, dass die Leute denken, ich hätte einen Butler“, sagte Pegula einmal. „Und das ich herumchauffiert werde, dass ich eine private Limousine habe und mit meinem Privatjet überall hin düse. Ich bin definitiv nicht so.“
Emma Navarros Vater Ben Navarro wird auf 1,5 Milliarden Dollar geschätzt, die er nach einer Karriere bei Großbanken mit der Gründung des Finanzdienstleisters Sherman Financial Group erwirtschaftete. Emma besuchte in ihrer Jugend die exklusive private Mädchenschule Ashley Hall in Charleston, die für ihr Tennis-Programm bekannt ist. Das Schulgeld dort liegt heute bei 28.000 Dollar im Jahr).
Alternative Wege nach oben
Ganz überraschend kommt die Entwicklung nicht. Tennis hatte immer den Ruf, der Sport der Besserverdiener-Familien zu sein, die sich Mitgliedschaften in exklusiven Country Clubs mit ihren gepflegten Courts und deren Trainern leisten konnten. Doch die Williams-Schwestern, Coco Gauff und der aktuell ebenfalls stark spielende Frances Tiafoe zeigen alternative Wege nach oben.
Die Geschäftsmodelle hinter diesen Karrieren allerdings waren immer riskanter. Die Williams-Familie verließ das durch Armut und Kriminalität geprägte Compton in Kalifornien, zog nach West Palm Beach in Florida in die Nähe der damals bekannten Tennisakademie des Trainers Rick Macci und setzte dabei komplett darauf, dass den Schwestern der Durchbruch gelang. Macci finanzierte die Familie phasenweise und wurde später entschädigt.
Den größten Kontrast zu den Karrierewegen der reichen Abkömmlinge bildet der Lebensweg von Frances Tiafoe, der es bei den US Open bis ins Halbfinale brachte. Sein Vater flüchtete aus Sierra Leone in die USA und fand Jobs auf dem Bau und als Hausmeister im exklusiven Junior Tennis Champions Center (JTCC) in College Park im Bundesstaat Maryland. Er lebte unter der Woche in einer kleinen Wohnung auf dem Gelände mit seinen Söhnen Frances und Franklin. Mit vier Jahren begannen die Jungs Tennis zu spielen. Später konnte der Vater Training mit bekannten Coaches arrangieren, ohne die klassische Gebühr entrichten zu müssen.
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