In einer Situation verhalten sich mein Freund und mein Vater genau gleich: Sie reagieren absolut empfindlich, wenn man von ihnen zubereitetes Essen optimiert. Und unter Optimieren verstehen sie so ziemlich alles. Unschuldige Sätze wie „Koriander würde hier auch gut passen“ oder den Griff zur Pfeffermühle.
Dabei sind ihre Level an Kochkunst ganz unterschiedlich. Mein Freund hat jahrelange Küchenerfahrung, angeleitet von seiner Mutter und Alfons Schuhbecks Kochsendung. Mein Vater kokettiert damit, dass er Wiener Würstchen aufwärmen kann. Aber auch er hat eine große Stärke: das Frühstück.
Ihm widmet er sich seit seiner Pensionierung mit demselben Ernst, mit dem er früher als Bürgermeister Bauanträge geprüft und Abwassersatzungen angepasst hat. Ab fünf Uhr morgens filetiert er Orangen, Mangos und Ananas für den Obstsalat. Selbst an durchschnittlichsten Wochentagen serviert er mindestens drei Marmeladensorten. Die Wurstplatte verziert er mit Petersiliensträußchen und Tomatenscheiben. Wenn mein Vater Eier kocht, sind sie immer wachsweich.
Doch wehe, jemand kommt auf die Idee, sich zum Würzen dieser Eier noch etwas aus der Küche zu holen, an das er beim Tischdecken nicht gedacht hat (in meinem Fall Maggi – jeder hat ein Laster). Oder noch die Erdnussbutter zu vermissen. Womöglich Lust auf Knäckebrot zu haben, obwohl es Brötchen gibt. Dann wird er sauer. Richtig sauer. Das sei Fundamentalkritik an seiner Frühstücksleistung und an ihm als Mensch.
Ich würde aus dem Stimmungstief gar nicht mehr herauskommen
Ähnlich dünnhäutig verhält sich mein Freund, wenn ich nicht nur seine über Jahre perfektionierte Szechuan-Soße über Gemüse und Reis gieße, sondern mir auch noch ein paar Cashewkerne als Topping hole. Oder ein bisschen Joghurt zu dem Kichererbsen-Curry, für das er sich durch zwei Dutzend Foodblogs gelesen hat.
A casual conversation at the dinner table is then out of the question. My boyfriend punishes me with icy silence. Not even a quote from Alfons Schubeck can make him laugh (“Well, I’ve been taking ginger for 35 years”).
I know that when you’re in your mid-30s you can’t ask for ketchup with every meal as innocently as you can when you’re three. And it’s not nice to let those who make an effort with their food down. But let’s be honest: in the end I have to like it. As a citizen of a free country I have a right to flavor enhancers.
And anyway: How sensitive can a cook actually be? If I were insulted every time my boyfriend added salt to my pasta sauce, I would never be able to get out of this bad mood.
For a long time I didn’t know how to confidently defend myself against this culinary dominance. Then I found what I was looking for in one of those “Spiegel” bestsellers that promise you a better life for 25 euros.
To defuse relationship conflicts, the author recommends following sentence: “I’m not doing this against you, I’m doing it for myself.” A formula that could also help when Bushido and Abou-Chaker argue about blackmail, Angelina Jolie and Brad Pitt about their adopted children or the traffic light about the household.
I’m looking forward to hearing the sentence for the first time at the federal press conference, or in one of those soul-stripping conversations on “Markus Lanz”. “Olaf, I’m not insisting on the debt brake against you, but for myself and the survival of the FDP.”
Until then, I’ll practice it. We’re having curry tonight.
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