Eltern beschäftigungsbedürftiger Kleinkinder mit schlecht gefüllter Familienkasse könnte dieser Dreikäsehoch auf Ideen bringen: Der Junge heißt Laurent Schwarz, ist auf Instagram niedlich anzusehen mit seiner blonden Topffrisur und den pinselbewehrten Händchen, vor allem aber ist er ein Medienphänomen und der womöglich bestbezahlte Jungkünstler seiner Altersklasse. „Jeder will ein Bild, egal, was es kostet“, bekennt die Mutter des Zweijährigen im ZDF, Staunen und Stolz angesichts ungeahnter Möglichkeiten im Blick.
Von bis zu 270.000 Euro für die semiabstrakten Acrylbilder des Knirpses ist bei der Nachrichtenagentur Reuters zu lesen, die auf Hausbesuch bei dem Minikünstler im bayerischen Neubeuren war. Kein Wunder angesichts dieser internationalen Aufmerksamkeit: In den sozialen Medien ist Laurent Schwarz ein Hit, Käufer hat er angeblich sogar auf den Bahamas, der Londoner „Times“ und der „New York Post“ ist er Berichte wert, und er stellte auf der Münchner Kunstmesse Artmuc aus. Bald soll die erste Einzelschau folgen.
Andere Nachwuchskünstler haben es schwerer
Daneben kann ein ernsthaft Kunst betreibender, aber als Nepo-Baby geschmähter Nachwuchsmaler wie Rocco Ritchie, der 24 Jahre alte Sohn von Madonna, glatt einpacken: Statt Privilegiertheit, parentalen Ehrgeiz oder Aufmerksamkeitsbedürfnis sehen die Bewunderer von Laurent Schwarz in dem Jungen offensichtlich ein Originalgenie am Werk, einen Dilettanten im besten Wortsinne, der allein um des Vergnügens willen Farben auf Leinwände so groß wie er selbst bringt, in unverbildetem Selbstausdruck. Sogar Picasso hätte neidisch werden können, soll er doch gesagt haben, er habe vier Jahre gebraucht, um malen zu können wie Raffael, aber ein Leben lang, um wieder malen zu können wie ein Kind.
Diesen biographischen Umweg spart Laurent Schwarz sich gerade. Ein Malzimmer in einem Familienhotel habe seine Leidenschaft in einem Urlaub entfacht, seitdem male er aus eigenem Antrieb jede Woche ungefähr ein Bild: Dinosaurier oder Elefanten, die man auf den Leinwänden allerdings nicht als solche erkennen könnte, würden die Titel der gestischen Malerei nicht entsprechende Hinweise geben.
Der Erfolg von Laurent Schwarz dank des von Vater und Mutter betriebenen Instagram-Accounts „laurents-art“ lässt an auf Youtube Spielzeug testende Influencer-Kids denken, deren Eltern hinter der Kamera Kasse machen, und bedient nebenbei das böse Das-kann-ich-auch-Klischee von moderner Abstraktion als angeblicher Schmiererei oder Banalität auf Kita-Niveau. Auf Videos scheint der malende Knirps davon unbeeinträchtigt und bester Laune in seinem Kinderatelier am Werk. Kreativität von klein an Raum zu geben ist ja auch eine gute Sache. Wenn Laurent Schwarz Eltern dazu ermutigt, ihren Nachwuchs malen und mit bloßen Händen in Farben herumpatschen zu lassen, wäre das sein größter Erfolg. Es sollte nur niemand darauf anlegen, daraus ein Geschäftsmodell zu machen.
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