Der im vergangenen Jahr verstorbene frühere Eigentümer des Londoner Kaufhauses Harrods, Mohamed Al-Fayed, stand wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs zweimal im Fokus staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen. Beide Male stellten die Strafverfolgungsbehörden jedoch Verfahren mit der Begründung ein, die Beweise für eine Anklage seien nicht ausreichend.
Al-Fayed war ein ägyptischer Geschäftsmann, der durch den Erwerb des Londoner Luxuswarenhauses und des Pariser Hotels Ritz einen Platz in der Londoner Society zu erwerben suchte, bevor später sein Sohn Dodi jene verhängnisvolle Freundschaft mit der geschiedenen Diana, Princess of Wales, knüpfte, die zu beider Unfalltod führen sollte.
Al-Fayed erhob anschließend verschiedentlich Anschuldigungen gegen das britische Königshaus, in den Tod der beiden verwickelt gewesen zu sein. Er verkaufte Harrods vor mehr als einem Jahrzehnt und starb im vergangenen Jahr im Alter von 94 Jahren.
Immer heftigere Attacken auf Dienstreisen
Die beiden Fälle staatsanwaltschaftlicher Befassung beziehen sich erstens auf Ermittlungen der Londoner Polizei, die 2008 unternommen wurden, nachdem ein fünfzehn Jahre altes Mädchen angegeben hatte, Al-Fayed habe sie im Vorstandszimmer von Harrods sexuell belästigt. In den Jahren zwischen 2018 und 2023 ermittelte die Londoner Polizei nach den Anschuldigungen drei weiterer Frauen gegen Al-Fayed und wandte sich abermals an die Staatsanwaltschaft, um prüfen zu lassen, ob eine Strafverfolgung möglich sei.
Eine Dokumentation der BBC, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, deckte etwa 20 weitere Fälle auf, in denen Frauen, die meist bei Harrods beschäftigt waren, Vorwürfe gegen den ehemaligen Eigentümer erhoben. Fünf von ihnen gaben an, Al-Fayed habe sie vergewaltigt. Unter ihnen ist eine frühere persönliche Referentin des Kaufhauseigentümers, die gegenüber der BBC berichtete, seine Attacken ihr gegenüber seien auf Dienstreisen immer heftiger geworden, bis es schließlich in Paris, am einstigen Wohnsitz des abgedankten britischen Königs Edward und seiner Gattin Wallis Simpson, zu einer Vergewaltigung gekommen sei.
Die Anwälte, die viele dieser Frauen inzwischen repräsentieren, machten deren Fälle vor einigen Tagen öffentlich. Der gegenwärtige Eigentümer des Kaufhauses, ein Investmentfonds aus Qatar, hat einen Entschädigungsfonds eingerichtet. Er lässt den ehemaligen Beschäftigten, die nach ihren Angaben von Al-Fayed belästigt wurden, Zahlungen zukommen. Mit der Mehrheit der Geschädigten seien finanzielle Kompensationen vereinbart worden, es gebe aber auch noch neue, nicht erledigte Fälle. Ein Anwalt, der die mutmaßlichen Opfer vertritt, gab an, er repräsentiere 37 Fälle, die Zahl der Personen, die ihn kontaktiert hätten und Vorwürfe gegen Al-Fayed erhöben, liege jedoch bei 150. Viele Fälle hätten auch keinen Bezug zu Harrods, sondern bezögen sich auf Vorfälle, die sich auch in Frankreich, Kanada, den USA, Malaysia oder Dubai zugetragen haben sollen. Es sei „ein weltweiter Vorgang“.
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